Tipps zu Aufsätzen 4 8. Jahrgangsstufe 4 Inhaltsangabe von literarischen Texten 4 Beispiel

 

  Inhaltsangabe von literarischen Texten - Beispiel
   
  Beispiel mit freundlicher Genehmigung des Autors aus: Kubitza Frank, Aufsatz 7./8. Klasse, Stark Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Freising 1997, Auflage 2007, Seite 68 mit dazugehöriger Lösung von Seite 164/165.
   
  Aufgabe: Verfasse eine Inhaltsangabe der folgenden Kurzgeschichte.
     
    Alexander Frank, Ein ganz normaler Schultag
    1    Sie drehte den Kopf ein wenig und beob-   50 man tut etwas, kann bei den anderen ste-
      achtete Daniel aus den Augenwinkeln     hen, muss nicht reden, nur inhalieren.
      Sein Haar ist so schwarz und glatt und        Sie öffnete die Tür einen Spalt und
      seine Augen so grün. Wenn er im Gang     sah in den Vorraum. Keine, die ihr Make-
    5 an ihr vorüberläuft, lächelte sie ihn im-     up überprüfte, keine, die sich kämmte.
      mer an. Sie könnte aber auch eine Wand   55 Schon wieder zu spät! Eilig lief sie zum
      anlächeln; die lächelt auch nicht zurück.     Klassenzimmer. Herr Klenz, der an der
         Sie zuckte zusammen. Herr Wagner,     Tafel ein Dreieck zeichnete, drehte sich
      ihr Deutschlehrer, stand neben ihr und     kurz um, hob nur die Augenbraue und
    10 pochte mit seinen gelben Nikotinfingern     zeichnete weiter. Er könnte doch auch
      auf das gelbe Reclam-Heft, das vor ihr   60 mal schimpfen oder nur richtig böse
      lag. Wie passend, dachte sie, nickte und     schauen, wie er es bei den anderen mach-
      beugte sich über ihr Buch, das sie wie ein     te, wenn sie zu spät kamen. Sie setzte
      stiller und sicherer Raum umschloss.     sich schnell auf ihren Stuhl, schlug ihr
    15    Bücher liebte sie, nur sie und das     Matheheft auf und begann zu zeichnen.
      Buch, das zu ihr spricht und das sie ver-   65 Nur noch Englisch überstehen, dann war
      steht. Mit Daniel würde sie gerne einmal     der Vormittag vorbei.
      ins Schwimmbad gehen, zusammen mit         Langsam packte sie ihre Tasche ein,
      ihm auf dem Handtuch liegen, mit ihm in     während die anderen aus dem Klassen-
    20 den Himmel schauen und die Sonne auf     zimmer drängelten. Sie hatte den muffi-
      der Haut spüren. Aber wenn er sie nicht   70 gen Gang für sich allein; keiner rempelte
      einmal anlächelt, dann ist das Schwimm-     sie an. Vor der Schule blieb sie stehen und
      bad im Land Nirgendwo. Sie hob den     hob den Kopf zum Himmel: Schwimm-
      Kopf und sah, dass die anderen ihre Rec-     badwetter für die anderen, für sie ein
    25 lam-Hefte in die Schultaschen schoben.     Lesenachmittag. Sie senkte den Kopf und
      Schon wieder eine Pause. Sie stand auf   75 trottete nach Hause.
      und ließ sich von den anderen durch die        Jemand stieß sie so hart zurück, dass
      Tür schieben. Die Schülermassen, die     sie fast stürzte. Verwirrt schaute sie auf.
      durch den engen Gang in den Pausenhof     Ein älterer Mann mit Glatze deutete auf
    30 flossen, nahmen sie mit und schwemm-     den BMW, der an ihnen vorüberschoss,
      ten sie auf den asphaltierten Pausenhof.   80 und tippte sich an die Stirn. Glück ge-
      Keine Chance, zur Toilette zu kommen.     habt, dachte sie und nickte dem Mann
         „Au!" Sie drehte sich empört um. Ein     zu, der kopfschüttelnd die Straße über-
      Tennisball hatte sie am Kopf getroffen.     querte.
    35 Ein Fünftklässler stand da, zuckte mit        Was wird Mama gekocht haben,
      den Schultern und verbarg den Ball in   85 schnupperte sie, als sie den Schlüssel im
      seiner Hosentasche. Sie ging an Svenja      Schloss umdrehte: Spaghetti? Neugierig
      und Carina vorbei, die sich mit Daniel     ging sie in die Küche, um nachzusehen.
      unterhielten und lachten. Jetzt konnte sie     Ihre Mutter streichelte ihr liebevoll über
    40 zur Toilette, die Gänge waren frei.     ihre rot gefärbten, kurzen Haare und
         Schnell schlüpfte sie in eine Kabine   90 schaute suchend hinter ihre Ohren. Sie
      und setzte sich auf den Klodeckel. War-     schüttelte den Kopf und dachte traurig:
      um fühlte sie sich in der engen Kabine     Wenn sie ihre Hörgeräte nicht trägt, dann
      befreit? Zigarettenrauch stieg ihr in die     versteht sie noch weniger und alles wird
    45 Nase. Nebenan wurde geraucht; wahr-     nur noch schlimmer.
      scheinlich drängten sich wieder vier in      
      eine Kabine. Sie atmete den Rauch tief      
      ein. Rauchen wäre nicht schlecht; man      
      kann allein sein und ist doch beschäftigt;      
             
     
    Mögliche Lösung
     
   

Die Kurzgeschichte „Ein ganz normaler Schultag" von Alexander Franke erzählt von einer Schülerin, die wegen ihrer Hörbehinderung und ihres Verhaltens zur Außenseiterin geworden ist.

    Das Mädchen ist hörbehindert und müsste, um überhaupt noch etwas zu hören, ihre Hörgeräte tragen, was sie aber nicht macht. Ihre Mutter ist deswegen traurig, weil sie weiß, dass sich dadurch die Rolle ihrer Tochter als Außenseiterin verschlimmert.
    Ihre Hörbehinderung macht sie zur Außenseiterin in ihrer Schule, sodass ihr Wunsch, ihren Klassenkameraden Daniel näher kennen zu lernen und mit ihm ins Schwimmbad zu gehen, nur ein Traum bleibt. Nach Schulschluss vermeidet sie es, gleichzeitig mit den anderen das Klassenzimmer zu verlassen, und in der Pause flüchtet sie vor ihren Mitschülern in die Toilette, da sie sich nur dort sicher fühlt. Aufgrund ihrer Behinderung hört sie den Schulgong nicht, sodass sie das Ende der Pause nicht wahrnimmt. Auch der Lehrer ignoriert sie, obwohl sie sich wünscht, wahrgenommen zu werden und sei es nur durch Schimpfen.
    Da sie mit ihrer Umwelt nicht zurechtkommt, zieht sie sich am liebsten in die Welt der Bücher und in sich zurück, so dass sie auf dem Heimweg beinahe von einem Auto überfahren wird.